Was ist der Black History Month und wie macht man mit?  - WirHelfen Magazin: Alles rund ums Helfen. Von WirHelfen.eu (2024)

Der jährliche „Black History Month“ in Deutschland betrachtet Geschichte aus einer schwarzen Perspektive, stärkt das Bewusstsein für eine afrodeutsche Identität, zeigt strukturellen Rassismus und macht Vielfalt in der Gesellschaft sichtbar.

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Was ist der Black History Month?

Beim Black History Month liegt der Fokus auf historischen Ereignissen, die von besonderer Bedeutung für schwarze Menschen sind. Dabei werden Biografien von schwarzen Menschen erzählt, um Vielfalt in der Geschichte sichtbar zu machen. Das Ziel des Black History Month ist es, Geschichte aus einer schwarzen Perspektiven zu betrachten.

In Deutschland bedeutet das unter anderem zu verstehen, dass schwarze Geschichte deutsche Geschichte ist. Schwarze waren schon lange vor der Kolonialzeit Teil der deutschen Gesellschaft. Dazu zählt zum Beispiel der erste schwarzer Professor an einer deutschen Universität, Anton Wilhelm Amo, der 1737 die Lehrberechtigung in Jena erhielt.

Wie entstand der Black History Month?

Der Black History Month hat seinen Ursprung in der USA 1926. Zu der Zeit gab es lediglich eine Black History Week. Der afroamerikanische Historiker Carter G. Woodson rief schlussendlich den Black History Month im Februar aus, weil in diesem Monat der ehemalige US-Präsident Abraham Lincoln und der Bürgerrechtler Frederick Douglas Geburtstag haben. Die Intention war es, schwarze Menschen von Klischees und Vorurteilen zu befreien.

In Deutschland wurde der Black History Month durch die Initiative Schwarze Menschen (ISD) in den 1990er-Jahren ins Leben gerufen.

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Warum ist der Black History Month in Deutschland für alle relevant?

Die meisten Menschen, die sich einen Deutschen vorstellen, visualisieren wohl einen weißen Menschen. Die Vorstellung, dass Deutsche weiß sind, ist ein Erbstück aus der deutschen Kolonialzeit, in der festgelegt wurde, wer nicht „deutsch“ sein kann.

Heute herrscht kaum ein Bewusstsein für eine afrodeutsche Identität, besonders in der weißen Mehrheitsgesellschaft. Die klassische, vielfach wiederholte Frage „Woher kommst du?“, steht spiegelbildlich für das Problem, das immer wieder aus verschiedenen Perspektiven diskutiert werden muss. Auch schwarzen Menschen kann es schwerfallen, sich als Deutsch zu identifizieren, da sie in ihrem Alltag von weißen Deutschen abgelehnt und ausgeschlossen werden. Wichtig ist zu verstehen, dass Deutsch zu sein nicht bedeutet, einen anderen Teil seiner Identität zu verleugnen und, dass Schwarze auch Deutsche sein können. Vielfalt in der Gesellschaft ist eine Stärke und keine Schwäche.

Der Black History Month in Deutschland möchte deswegen unbewusste rassistische Gedankenmuster aufzeigen, strukturellen Rassismus bekämpfen und Vielfalt in der Gesellschaft sichtbar machen.

Afro.Deutschland – Ein Beitrag der DW mit Jana Pareigis

In der Dokumentation von DW Deutschland zeigt die Moderatorin Jana Pareigis mit anderen Menschen, wie die Lebensrealität von Schwarzen in Deutschland aussieht.

Deutschland und Rassismus gegen Schwarze

Wenn wir in Deutschland über Rassismus reden, dann reden wir häufig über den Nationalsozialismus. Aber die wenigsten Geschichtsbücher erwähnen, dass auch Schwarze von Diskriminierung betroffen waren zu dieser Zeit.

Wenn wir heute über Rassismus gegenüber Schwarzen sprechen, dann haben wir erst seit Kurzem eine spezifizierte Datengrundlage durch den Afrozensus, da die Antidiskriminierungsstelle des Bundes keine Daten über die ethnische Zugehörigkeit erhebt. Das bedeutet, dass aus den Daten nicht deutlich wird, ob die Person, die Rassismus erfahren hat, beispielsweise türkischer oder nigerianischer Abstammung ist. Nicht spezifizierte Daten erschweren die Bekämpfung von antischwarzem Rassismus. Das Projekt „Afrozensus“ wirkt dem entgegen. Die Studie, die Ende 2021 veröffentlicht wurde, verdeutlicht das Rassismus ein täglicher Wegbegleiter für schwarze Menschen ist.

Fakt ist, dass Rassismus ein strukturelles Problem in Deutschland ist, das sich durch alle Gesellschaftsbereiche zieht. Karim Fereidooni, Juniorprofessor für Didaktik der sozialwissenschaftlichen Bildung an der Ruhr-Universität Bochum, erklärt, dass es keine Räume gibt, die frei von Rassismus sind.

Schwarze Menschen in Politik, Wirtschaft und Fernsehen

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Awet Tesfaiesus

Awet Tesfaiesus ist seit Juni 2021 die erste schwarze Frau im Deutschen Bundestag. Nach dem Anschlag im Februar 2020 in Hanau auf Menschen mit sichtbarem Migrationshintergrund beschloss Tesfaiesus für den Bundestag zu kandidieren. Mit Erfolg. Seit 2021 ist sie die erste schwarze Frau im Deutschen Bundestag.

Tesfaiesus ist Rechtsanwältin und Parteimitglied bei der Bündnis 90/ Grünen. In der Politik hat sie Erfahrungen als Stadtverordnete und Beisitzerin im Parteivorstand in Kassel gesammelt. Sie möchte, „(…) dass Vielfalt und Chancengleichheit in unserer Gesellschaft zu einer Selbstverständlichkeit werden“. Dazu zählt beispielsweise ein wirksames Antidiskriminierungsgesetz.

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Janina Kugel

Janina Kugel ist einer der erfolgreichsten Managerin in Deutschland. Als Personalvorständin war sie für etwa 370.000 Siemensianer bis 2020 verantwortlich. Unter ihrer Führung wurde bei Siemens eine Pride Community aufgebaut. Bemerkenswert ist außerdem, ihr Einsatz für einen lockereren Dresscode und die Flexibilisierung von Arbeitsstrukturen.

Kugel wurde 1970 in Stuttgart geboren. In den 80er-Jahren haben sie ihrer Eltern auf einen Schüleraustausch geschickt. Zu Siemens ist sie durch Zufall gekommen. Ihr Ziel war es eigentlich bei der UN zu arbeiten. Rückblickend sagt sie: „Meine Motivation war es, die Welt zu entdecken. Was ich auch tat.“

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Theodor Wonja Michael

Theodor Wonja Michael ist als Kind einer deutschen Mutter und eines kamerunischen Vaters 1925 in Berlin geboren. Als Kind wurde er Teil von Völkerschauen. Also Zoos, in denen schwarze Menschen wie Tiere präsentiert wurden. Während der NS-Zeit arbeitete er als Darsteller in NS-Filmen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg studierte er Politikwissenschaften, arbeitete als Journalist und wurde letztendlich Beamter beim Bundesnachrichtendienst.

Sein Ziel war es, den Weg für die nächste Generation an schwarzen Kindern leichter zu machen. Zu zeigen, wie jemand vom Schauspieler zum Journalisten und schlussendlich Beamten werden kann.

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Foto: Instagram

Deswegen verfasste er auch seine Biografie „Deutsch sein und schwarz dazu: Erinnerungen eines Afrodeutschen“. Theodor Michael ist am 19. Oktober 2019 in Köln gestorben.

Awet Tesfaiseus, Janina Kugel und Theodor Wonja Michael sind afrodeutsche Menschen, die einen hervorragenden Werdegang in den unterschiedlichsten Berufen hingelegt haben.

Das kannst du tun, um strukturellen Rassismus abzubauen

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1. Schließe dich einer Initiative an

Es gibt viele Initiativen, die versuchen Rassismus entgegenzuwirken. Amnesty International erläutert beispielsweise sieben Punkte, an denen sich besonders weiße Menschen orientieren können, um Rassismus abzubauen.

Eine gute Initiative ist zudem der Medienkoffer „Klischeefrei Vielfalt und Diversität in Familien und Lebensweisen“ für Menschen, die mit Kindern bis zu 6 Jahren zusammenarbeiten. Eine andere exzellente Initiative heißt „Hautfarben Buntstifte für alle“. Auch hier ist das Ziel, keine rassistischen Verhaltensmuster erst zu entwickeln und falls vorhanden zu bekämpfen.

2. Lies vielfältige Medien und teile sie mit Kindern und Jugendlichen

Eine weitere Möglichkeit, Rassismus strukturelle abzubauen, ist Kindern vielfältige Bücher und Filme zu zeigen. Allgemein ist es wertvoll, wenn junge wie alte Menschen vielfältige Medien nutzen.

Zum einen illustrieren solche Angebote das Ideal einer vielfältigen Gesellschaft und zum anderen bieten sie eine Vorbilds- und Orientierungsfunktion. Eine Liste mit 30 diversen Büchern findest du hier.

3. Anderen helfen und Hilfe in Anspruch nehmen

Falls Du von Rassismus betroffen bist und Unterstützung brauchst, kann dir das Beratungsportal der Antidiskriminierungsstelle des Bundes weiterhelfen.

Darüber hinaus unterstützen Vereine wie ADAN (Afrodeutsche Akademiker Netzwerk) Afrodeutsche bei ihrem beruflichen Werdegang. Dazu zählen unter anderem Get-togethers zum Vernetzen und Mentoring Programme ab 16 Jahren. Der FOGG (Future of Ghana Germany) setzt bei seinem Mentoring Programm für schwarze Kinder bereits früher an. Mehr dazu findest du hier.

Falls du Lust hast, an online Events rund um das Thema Black History Month teilzunehmen, ist JETZT die perfekte Zeit dazu.

Happy Black History Month!

M. K.

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Black History Monthdeutsche GeschichteInformationen findenSchwarze Geschichte

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FAQs

How do you respectfully honor Black History Month? ›

Here are a few ways to celebrate Black History Month at your organization this year.
  1. Volunteer with a nonprofit that supports the Black community. ...
  2. Celebrate the past and present of the Black community. ...
  3. Recognize Black employees in your organization. ...
  4. Organize a book club featuring Black authors.
Jan 16, 2024

How to support black people during Black History Month? ›

Here are 10 ways to celebrate as an ally.
  1. Attend Black History Month Events on Campus. ...
  2. Uplift Black Voices. ...
  3. Support Black-Owned Businesses. ...
  4. Learn to Spot Anti-Blackness. ...
  5. Learn the History. ...
  6. Join Causes. ...
  7. Read Books by Black Authors. ...
  8. Listen to Black Podcasts.

How to explain Black History Month? ›

Black History Month means the appreciation and acknowledgement of Blackness and how it permeates all aspects of society. It's the recognition of people and a culture that transcends the racist and imperial formations of the United States. It is a celebration of Black men, women, nonbinary, trans, disabled folx.

What are some ways that we can commemorate Black History Month? ›

8 Ways to Honor Black History Month
  • Educate Yourself on the Black History in Your Community.
  • Visit a Black or African-American History Museum.
  • Learn about Black Music History.
  • Read Books Written by Black Authors.
  • Watch Films or Videos by Black Creators.
  • Support Black-owned Businesses.
  • Support Influential Black-led Nonprofits.
Feb 10, 2023

What do you say to honor Black History Month? ›

Inspirational Quotes for Black History Month
  • "Every great dream begins with a dreamer. ...
  • "Get in good trouble, necessary trouble, and help redeem the soul of America." ...
  • "Never underestimate the power of dreams and the influence of the human spirit. ...
  • "The time is always right to do what is right."
Feb 2, 2023

How to honor black employees during Black History Month? ›

42+ Ways to Recognize Black History Month at Work
  1. Host Guest Speakers. ...
  2. Organize Educational Workshops. ...
  3. Support Black-Owned Businesses. ...
  4. Start a Book or Film Club. ...
  5. Arrange Panel Discussions. ...
  6. Volunteer for Racial Justice Causes. ...
  7. Collaborate with Black ERGs. ...
  8. Hold Lunch and Learn Sessions.
Jan 4, 2024

How to give back during Black History Month? ›

How to give back during Black History Month
  1. Support Black-owned businesses. ...
  2. Contribute to charitable organizations. ...
  3. Volunteer your time and talent. ...
  4. Educate yourself on Black history. ...
  5. Explore connection through the arts. ...
  6. Celebrate Black leaders and visionaries in your field.

How to celebrate Black History Month at church? ›

Sing hymns or songs during worship by a composer from the African diaspora. Include the history of the song or hymn in the church bulletin or on your website. Attend or co-host a Black history or Black culture event in your community, in partnership with a Black congregation.

What are 5 things about Black History Month? ›

Here are five important things to know about this meaningful commemoration:
  • It Started as a Week. In 1915, Harvard-educated historian Carter G. ...
  • Carter Woodson: The Father of Black History. ...
  • February Was Chosen for a Reason. ...
  • A Week Becomes a Month. ...
  • Honoring African-American Men and Women.
Feb 18, 2019

Who is considered the father of Black History? ›

Carter G. Woodson was a scholar whose dedication to celebrating the historic contributions of Black people led to the establishment of Black History Month, marked every February since 1976.

Who is a famous black person? ›

Martin Luther King, Jr., Malcolm X, and Rosa Parks are often elevated—and with good reason. These figures made contributions to Black history and, by extension, American history, that cannot be overstated. But there are so many significant Black historical figures who often don't get as much air time.

What does it mean to honor Black History Month? ›

Black History Month was created to focus attention on the contributions of African Americans to the United States. It honors all Black people from all periods of U.S. history, from the enslaved people first brought over from Africa in the early 17th century to African Americans living in the United States today.

Who to honor during Black History Month? ›

Trailblazing creatives like Gordon Parks and Don Cornelius. Social justice fighters such as Bayard Rustin and Dorothy Height. Influential politicians and publishers including Shirley Chisholm and Robert Sengstacke Abbott. African American History Month icons like Ruby Bridges and Claudette Colvin.

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Author: Arline Emard IV

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Name: Arline Emard IV

Birthday: 1996-07-10

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Hobby: Paintball, Horseback riding, Cycling, Running, Macrame, Playing musical instruments, Soapmaking

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